Bergsport – seit jeher ein männliches Terrain. Zurzeit beschränkt sich der Frauenanteil unter den Bergführern auf nur gut 2 Prozent. Die gute Nachricht: Der Anteil steigt!

Dauerausstellung zur Geschichte des Frauenbergsteigens

Im Besucherzentrum auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe dreht sich alles um die Geschichte des Frauenbergsteigens. In der Dauer-Ausstellung werden alpine Pionierinnen präsentiert – diese hatten aber ganz klar mehr als nur die Schwerkraft zu überwinden. Wer verbirgt sich hinter den Gipfelstürmerinnen und mit welchen gesellschaftlichen Hindernissen und Vorurteilen hatten sie zu kämpfen?

Bergsteigen und Wohlstand stand früher in unmittelbarem Zusammenhang

Die Geschichte des Frauenbergsteigens am Großglockner wird hauptsächlich von gesellschaftlich privilegierten Frauen, meist aus dem Ausland, geprägt, da diese über die notwendigen Mittel verfügten, um ihrer Leidenschaft nachgehen zu können. Besonders wichtig war es, die Erlebnisse am Berg niederzuschreiben und für die Nachwelt zu erhalten. Im Jahr 1869 gelang der ersten Frau der Gipfelsieg – jedoch lassen die Aufzeichnungen nicht genau darauf schließen, ob es die englische Alpinistin Mary Whitehead oder die Salzburgerin Anna von Frey war. Die Ausstellung gilt aber nicht nur diesen beiden Frauen, sondern all jeden, die seither den höchsten Berg Österreichs bestiegen haben.

Obwohl auch die einheimischen Bäuerinnen, Schmugglerinnen, Botinnen oder Sennerinnen am Berg tätig waren, lässt sich dazu nur wenig berichten. Ihr Sein und Tun war selbstverständlich und durch die fehlenden, schriftlichen Aufzeichnungen bleiben sie schließlich unbekannt. Im Fremdenbuch von Kals wurden jedoch mehrere Einträge von bis dahin unbekannten, einheimischen Bergsteigerinnen gefunden. Das im Jahr 1863 von Josef Stüdl gewidmete Buch ist eine besonders wertvolle Quelle und ein Schmuckstück der Sammlung.

„Diese Ausstellung ist sicher nur ein Zwischenschritt. Wir sind erst dann am Ziel, wenn es gar nicht mehr erwähnenswert ist, dass auch Frauen so eine alpinistische Leistung machen. Ich glaube, da sind wir schon auf einem ganz guten Weg, aber da ist noch viel zu tun.“ – so Wildfried Haslhauer, Landeshauptmann von Salzburg.

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Lizzy Fürstaller, eine von 35 Bergführerinnen in Österreich, erzählt:

1. Wie trainierst du dich mental? Sicher stehst du öfters vor schwierigen Situationen am Berg. Zudem hast du jede Menge Verantwortung?

„Wenn ich beim Bergsteigen privat unterwegs bin, und nicht mit der Arbeit, sind die mentalen Anforderungen etwas verschoben. Der Wunsch, wie man das Ziel erreicht – oder auch nicht erreicht – ist dann ganz anders strukturiert.

Mental bin ich ganz gut veranlagt. Wenn ich etwas will, dann beginnt bei mir immer so etwas wie ein Abhandeln der Fakten: Weiß ich, was auf mich zukommt? Kann ich alles Notwendige aufbringen, um die Situation zu meistern? Wie weit reicht mein Können und was sind meine Reserven, falls Plan A nicht funktioniert usw.

Ganz wichtig für mich ist auch die Tagesverfassung. Wenn diese nicht passt, dann hat man einen Partner, zu dem man sagen kann: „Geh du vor…“, oder man bricht tatsächlich ab. Trotzdem ist es der ganz persönliche Erfolg, der einen stärker macht, noch mehr motiviert und Selbstvertrauen bzw. Selbstbewusstsein schenkt. Wenn ich scheitere, ist das in dem Moment okay. Allerdings muss ich das Scheitern aufarbeiten. Dann heißt es für mich trainieren, üben, trainieren, üben: mutig werden, mutig sein.

Bei der Arbeit will man kein Risiko eingehen. Denn nichts ist so kostbar wie ein Tag, den man abends gut gelaunt beenden kann.

Letzten Endes muss man dann nur noch das tun und auf das vertrauen, wofür man sich, wie oben genannt, entschlossen hat. Ich vertraue dann in mich. Werde in mir ruhig und besonnen.“

2. Bist du selber viel in den Bergen unterwegs oder gönnst du dir an deinen freien Tagen doch eine Pause vom Bergsteigen? Was machst du in deiner Freizeit?

„Ich liebe es, in meiner Freizeit selber unterwegs zu sein. Egal ob Klettern, Skitourengehen, Eisklettern oder Bergsteigen, und ich brauche auch ganz stark das alleine unterwegs sein. Ich bin mein ganzes Leben ein Draußenmensch gewesen. Es geht gar nicht anders.

Durch die Arbeit bleibt allerdings wenig Zeit für Freizeit, da mittlerweile fast jede Bergdisziplin so lange wie möglich gemacht wird. Skitouren werden ab den ersten 10 cm Neuschnee im Oktober bis in den Juli hinein gemacht. Geklettert wird sowieso das ganze Jahr und dem Bergsteigen sind anscheinend auch keine Grenzen mehr gesetzt.

In meiner Freizeit bin ich in erster Linie mit meiner Tochter zusammen und in zweiter Linie mit mir.“

3. Welcher war dein höchster Berg? Oder dein Highlight? Das muss ja nicht immer gleich der höchste sein.

„Mein höchster war der Mount Blanc. Mein Highlight: Das kann ich nicht sagen, da es immer ganz individuelle Erlebnisse sind. Oftmals nur Momente, Augenblicke, die bleibende Eindrücke hinterlassen.“

4. Wie oft warst du nun schon am Glockner? Kannst du es immer noch gleich genießen wie beim ersten Mal?

„Am Glockner war ich schon unglaublich oft, wie oft – keine Ahnung. Und ja, ich genieß und erlebe den Berg mit jedem Mal neu und anders. Er ist ein toller Berg mit sehr viel Geschichte, mit noch mehr Geschichten und Gesichtern.“

5. Was darf bei deiner Tour auf den Berg nie fehlen?

„Wenn ich am Berg bin, habe ich immer eine Daunenjacke, Erste Hilfe, etwas zu trinken, meine Sonnenbrille, Sonnencreme, einen Snack und je nach Witterung und Jahreszeit (Reserve-)Handschuhe mit. Und natürlich das Telefon – das gehört sozusagen zur Ersten Hilfe.“

6. Wie reagieren deine Gäste, wenn sie auf eine weibliche Bergführerin treffen? Musstest du hier schon schlechte Erfahrungen machen?

„Die freuen sich und ich mich auch :). Die Gäste sind mittlerweile viel offener, was das Können und lustigerweise die pure Kraft einer Frau betrifft. Sie wissen oft vielfach was gefordert wurde, um Bergführer zu werden. Sie wissen auch, dass eine Frau, um diesen Beruf überhaupt erfüllen zu können, ordentlich Gas geben kann und musste. Eben weil eine Frau anders gebaut ist, andere körperliche Voraussetzungen hat als ein Mann. Selbst die Psyche ist anders. Trotzdem können beide dasselbe leisten. Schlechte Erfahrungen musste ich diesbezüglich noch nie machen, eher lustige.“

7. Hast du eine Idee, warum es nur so wenige weibliche Bergführer gibt?

„Das ist die große Evolutionsfrage: Es war immer viel selbstverständlicher, dass Männer das tun, was Männer tun müssen.

Es braucht viel Zeit, persönlichen Einsatz, stets Partner mit denen man gut zusammenpasst und eine gehörige Portion Leidenschaft und Selbstbewusstsein, um dorthin zu kommen.

Alles in Allem könnte man sagen, dass man an die acht Jahre braucht, um Bergführer zu werden. Man muss selbstständig Touren machen, um den Tourenbericht zu erfüllen. Dann braucht es noch drei Jahre für die Ausbildung selbst. Dazu muss man selbst einfach gerne in den Bergen unterwegs sein, vom Klettern bis zum Eisklettern, Skifahren, Skitourengehen, Bergsteigen usw. und sich irgendwann dazu entscheiden, die Ausbildung zu machen.

Kürzlich habe ich einen netten Beisatz gelesen: „Und die Frau wird dem Mann sagen, was das ist“. Und das wird auf eine angenehme und beiderseits selbstverständliche Weisen beim Bergsport immer mehr.“

Fotos: Berg im Bild

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