Mächtig & imposant: Der Großglockner in Kals, Osttirol. Das ganze Jahr, Sommer wie Winter, setzen sich Bergsteiger aus aller Welt das Ziel, den höchsten Berg Österreichs zu erklimmen. Der Frühling aber bietet die idealen Verhältnisse, um über den Normalweg den Gipfel zu besteigen. Manuela Mandl, Mitglied unserer #zanierfamily, hat sich letztes Jahr im April gemeinsam mit Martin Glantschnig & Christian Riepler von Berg im Bild und Elisabeth Fürstaller von den Großglockner Bergführern auf den Weg gemacht. Hier bei uns am Blog erzählt sie uns ganz persönlich von ihrem Erlebnis:
Manus Traum vom Glockner
„Vor drei Jahren im Sommer bin ich mit meiner damals fast 80-jährigen Oma das erste Mal auf der Franz-Josefs-Höhe gestanden und habe zur Adlersruhe hinauf und weiter Richtung Gipfel gestarrt. Unsere Haare wehten im kalten Wind, das Eis und der Gletscher waren zu riechen. Da thront er, der höchste Berg Österreichs. Dieser beeindruckende Fels. Die steile Palaviccini Rinne. Meine Oma, die jedes Detail des Weges hinauf rezitierte, obwohl sie selbst noch nie am Gipfel war. Plötzlich ist mir ein verdrängter Fakt durch den Kopf geschossen: Ich war ja noch nie da oben! Es hat sich bis dahin einfach nicht ergeben. Es gibt ja so Dinge, die man immer machen wollte und von denen man auch weiß, dass sie absolut machbar sind, aber wo dann doch der Respekt groß ist. Der Großglockner war jedoch schon allein wegen des legendären Rufes und seiner glorreichen Geschichte eines meiner unerfüllten Ziele, die ich unbedingt erreichen wollte.
Als sich dann die Möglichkeit bot, mit einem von Zanier ausgestatteten Team, nämlich der großartigen Bergführerin "Lizzie" Fürstaller und den Bergführern der Medienproduktion "Berg im Bild" Martin & Christian, hinaufzugehen, und "nebenbei" ein paar Aufnahmen für Zanier zu machen, war ich sehr begeistert. Zanier stattet die Großglockner Bergführer mit Mountaineering-Handschuhen aus und macht als nachhaltige, regionale Firma auch Produkt-Stories und Shootings.
Step 1: Vom Lucknerhaus zur Stüdelhütte
Am Vortag, nach meiner Anreise mit den Öffis, waren Martin und ich vom Parkplatz zur Stüdelhütte aufgestiegen. Ich war mittlerweile vollkommen im Touristen-Modus: Begeistert von der Aussicht, von der Konstruktion der Stüdelhütte und von der Stüdel-Statue davor. Dann gleich noch begeisterter vom Salat Buffet auf 2.801 m Höhe. Etwas später kamen dann auch Chris und Lizzie auf die Stüdelhütte. Beim gemeinsamen Abendessen wurden Geschichten erzählt und der zeitliche Ablauf für den nächsten Tag festgelegt. Medienproduktion kostet Zeit, deswegen war die festgelegte Abmarschuhrzeit um 03:00 Uhr nur vernünftig - schließlich wollten wir ja den Sonnenaufgang erwischen, der aber, bedingt durch die Ausrichtung des Anstiegs, erst ein paar hundert Höhenmeter weiter oben zu sehen sein würde. Trotzdem ist dann die Nachspeise nicht mehr ganz so locker runtergerutscht. Ein Schnapserl geht aber immer...
Step 2: Von der Stüdelhütte zur Adlersruhe
Doch etwas verschlafen kamen wir als allererste Gruppe der Hütte zum netterweise hergerichteten Frühstück, und füllten vor allem alle Thermoskannen auf, weil vor der Hütte hatte es -12 Grad und eine steife Brise (obwohl es schon Ende April war). Der hartgefrorene Schnee knirscht unter den Hascheisen, im Kegel der Stirnlampe sehe ich den Dampf der Atemluft. Wir gehen dahin, traversieren ewig, und ich habe keine Ahnung, wo wir sind. Immer wieder müssen wir wegen dem wenigen Schnee Steine umgehen und seilen schließlich an, als wir endlich auf den Gletscher kommen. Jetzt geht‘s erstmal ein bisschen gemütlicher dahin, bevor es wieder steiler wird und wir uns mit Spitzkehren zum Grateinstieg Richtung Adlersruhe hinaufarbeiten. Die Skier und das Splitboard werden auf den Rucksäcken verstaut, die Steigeisen angezogen, von den warmen Handschuhen wird auf die technischen Mymountainpassion Handschuhe gewechselt, während langsam die Dämmerung kommt.
Ich habe ja immer viel mehr Spaß, auf Graten zu klettern, als einfach "nur" hinauf zu gehen, und dank der Seilversicherung ist das Gehen auch gut zu bewältigen. Immer weiter hinauf, immer mehr Licht und Sicht. Auf einmal steht sie vor uns, die Adlersruhe, unbewirtschaftet in dieser Zeit des Jahres und die Sonne kommt genau golden über den Horizont. Ein beeindruckendes Meer an Bergen, soweit das Auge reicht. Unten sieht man die Franz-Josefs-Höhe, wo auch die Dauerausstellung "Berg, die - Frauen im Aufstieg" zu sehen ist, in der Pionierleistungen weiblicher Alpinistinnen gewürdigt werden. Umso schöner, dass ich mit einer der wenigen Bergführerinnen Österreichs hier heroben sein darf.
Nach der kurzen Pause und vielen produzierten Fotos wegen des wunderbaren Lichts wird es im Wind doch sehr kalt. Da merke ich wieder einmal, was ich für ein Flachland Kind bin. Die ganz warmen "Glockner" Handschuhe hatte ich nämlich nicht mit, obwohl ich das mit dem Namen natürlich verstehen hätte sollen. Aber es war ja schon so schön warm unten im Tal. Zum Glück haben alle anderen besser mitgedacht, und so findet sich ein Zweitpaar an etwas größeren Handschuhen zum Überziehen für mich.
Step 3: Adlersruhe – Glockner-Leitl - Kleinglockner
Weiter geht‘s mit den Tourenskiern durch den beißenden Wind über die Schulter Richtung Glockner-Leitl, wo wir wegen der Schneelage unsere Skier beim Einstieg leider zurücklassen müssen. Dafür haben wir endlich Verwendung für unsere Pickel. Nach dem steilen Glockner-Leitl geht‘s angeseilt und mit Sicherungsstecken weiter zur Scharte zwischen Klein- und Großglockner. Am Kleinglockner mit Blick auf den Anstieg bin ich dann sehr froh, dass Lizzy jeden Tritt kennt, denn das sieht erst mal ziemlich beeindruckend aus - auch wenn dann beim eigentlichen Steigen alles nur halb so schlimm ist. Gleichzeitig war das auch eine ganz neue Erfahrung für mich, die Verantwortung einfach mal abgeben zu können, weil alle BegleiterInnen wesentlich höher qualifiziert sind und den Glockner wie ihre Westentasche kennen. Lizzie ist auch im Sommer oft oben, deswegen war ich ganz entspannt und konnte mich drauf konzentrieren.
Der Blick in die Pallavicinirinne ist sehr schneelos - kaum vorstellbar, dass hier in manchen Jahren eine Abfahrt möglich war. Auch die Randspalten und Abbrüche unten am Gletscher stimmen mich etwas traurig.
Am höchsten Punkt Österreichs.
Immer weiter hinauf am Seil, immer um die Steher sichernd, mit Foto und Filmpausen dazwischen, vergeht der finale Anstieg des Normalweges wie im Flug. Auf einmal sind wir oben, da, am höchsten Punkt des Landes, mit dem ikonischen Kreuz und endlosen Blicken. Die Dohlen haben schon auf uns gewartet und freuten sich ganz klar über unseren Besuch.
Und erst jetzt, da oben, nehme ich mir im Kopf die Zeit und denke über den weiten Weg nach, über den wir hierher gekommen sind. Lizzie, die früher am Snowboard unterwegs war, die als eine der wenigen Frauen die Bergführerausbildung gemacht hat. Ganz natürlich, weil es sich für sie richtig anfühlte. Mittlerweile hat die hauptberufliche Bergführerin ihren Lebensmittelpunkt von Kaprun an den Fuß des Glockners gelegt, wo sie mit ihren Kindern und dem Partner wohnt. Und ich, die das hochalpine Hinaufgehen zuallererst aus Büchern kennt, die ich heimlich mit der Taschenlampe unter der Decke im Wiener Kinderzimmer spätnachts gelesen habe, anstatt brav zu schlafen. ;-) Ohne je eine gute Erklärung zu finden, warum es mich jetzt als Erwachsene so viel hinaufzieht. Warum ich sehr unruhig werde, wenn ich zu lange im Flachen bin. Normalerweise liegt der Fokus bei mir ja ganz klar auf der Abfahrt und weniger auf den Gipfelsiegen. Beim Glockner war das ein bisschen anders. Klar, die Abfahrt war schön, aber der Gipfel war schöner.“
Fotos: Berg im Bild
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