Aus der Kategorie „Athleten, die zu Freunden geworden sind“: Seit über 17 Jahren begleitet uns der weltbeste Snowboarder bei der Produktentwicklung. Es war an der Zeit, uns mit ihm für diesen Blog einmal wieder intensiv zu unterhalten. In diesen Jahren haben wir viel von und über ihn gelernt, beispielsweise wie Snowboardhandschuhe für Weltmeister, Doppelweltcupsieger und Olympiasieger aussehen und funktionieren sollen und wie er sich zu Höchstleistungen am Snowboard oder Bike motiviert. In diesem Interview kamen die spannenden Zukunftsvisionen von Benji hinzu.
Vom Traum zur Realität
Du warst dir mit 10 Jahren sicher, dass du der „schnellste Snowboarder der Welt“ wirst. Du kannst Ziele und Träume in Realität verwandeln. Was würdest du trotzdem deinem 10-jährigen Selbst raten?
Ich bin sehr glücklich darüber, wie sich mein 10-jähriges Ich Ziele gesetzt hat und würde eigentlich alles nochmals gleich machen.
So halte ich Leistung auf Top-Niveau
Olympia-Medaillen, fünf WM-Titel, drei Gesamtweltcupsiege und inzwischen über 20 Weltcupsiege – wie bleibst du mental und körperlich auf diesem Leistungsniveau?
Diese Frage kann ich so eigentlich schwer beantworten. Ich kann jedoch sagen, dass ich es nie leicht hatte. Meine Mama war Alleinerzieherin und wir haben uns immer hart durchgekämpft. Eine Profikarriere war nie fix, einfach, da wir das Geld nicht hatten. Ich habe Snowboardschuhe zwei Größen zu groß getragen und mir sämtliche Überbeine dabei geholt. Sitzenbleiben im Skigymnasium in Schladming war nie eine Alternative, meine Mama hat mir von Anfang an klargemacht, dass das nicht drin ist. Außerdem waren wir immer darauf angewiesen, in ein Skigebiet zu gelangen, weil ich nicht in einem Wintersportort aufgewachsen bin. Ich habe als Jugendlicher einfach immer alles mit Druck erlebt und habe dadurch schon als junger Mensch gelernt, damit umzugehen. Das hat mich gestärkt. Heute kann ich sagen: Je größer ein Ziel ist, desto mehr kann ich mich dazu motivieren.
Mentale Rituale & Visualisierung im Leistungssport
Gibt es vor Rennen oder langen Radtouren bestimmte Rituale (mental oder physisch), die dir Sicherheit geben?
Ja, natürlich! Schon 2008 – als noch keiner drüber gesprochen hat – habe ich mit dem Visualisieren begonnen. Schon im Sommer saß ich wie ein Yogi da und habe mir vorgestellt, dass ich im Winter Weltmeister werde. Das habe ich eigentlich aus mir selbst heraus gemacht und das ist etwas, das mir sehr weiterhilft. Sechs Wochen vor meiner ersten WM habe ich mir zum Beispiel den Fuß gebrochen. Meine Frau Nina kam weinend ins Krankenhaus. Ich habe sie angelacht und gesagt: „Mach dir nichts draus, Schatzi, ich werde trotzdem Weltmeister.” Es war nicht leicht. Beim Liftfahren musste ich mir den Skischuh sogar ausziehen, so sehr war mein Fuß geschwollen.
Work-Life-Balance im Profisport: So manage ich alles
Du bist Familienmensch, Vater von zwei Töchtern und oft unterwegs. Wie gelingt es dir, Leistungssport, Training, Familie, dein Unternehmen Athletic Heroes und Social Media unter einen Hut zu bringen?
Es ist nicht leicht, aber ich bin hart im Nehmen. Ich bin ein „Work hard, play hard“-Mensch. Wenn man die richtige Einstellung hat, ist alles machbar. Radfahren ist ein guter Lehrmeister, da es immer weh tut! Fünf Stunden Radfahren bedeutet für mich fünf Stunden Beinschmerzen. Da lernt man super Impulskontrolle: Es ist zu heiß, aber man kann nicht aufhören, es tut weh, aber man kann nicht aufhören. Also bei uns im Haus vertrete ich die
Mentalität: Es gibt kein Sudern (das heißt Meckern auf Österreichisch)! Das verlange ich von meiner gesamten Familie. Was zu machen ist, wird gemacht. Es gibt keine Ausreden.
Zanier-Kooperation & Goldene Handschuhe: Meine Erfolgsstory
Wann war das, als dir unser Chef zum ersten Mal die goldenen Handschuhe überreichte? War das Olympia oder war es die WM? Die konntest du ja sehr lange Zeit mit gutem Gewissen tragen.😊
Das war 2008 bei meinem ersten Gesamtweltcup, als ich zum ersten Mal die goldenen Handschuhe bekommen habe. Die mussten ja immer wieder nachproduziert werden, das war lange Zeit mein Markenzeichen. Die Leute haben mich auch immer drauf angesprochen. Als es mir in meiner Karriere schlechter ging, habe ich die alten goldenen Handschuhe wieder ausgepackt! Dann ging es mir besser, es hat mir geholfen, mich wieder zu fokussieren. Beim Starthaus schaut man wirklich ganz konzentriert auf seine Hände und die goldenen Handschuhe waren da schon eine super Motivation.
Für unser Unternehmen war dein langjähriges Feedback wichtig, um die Kollektion der Rennhandschuhe auf ein neues Level zu heben. Gibt es Features, die du bei Zanier-Handschuhen aktiv mitentwickelt hast oder in Zukunft einbringen würdest? Was brauchen deiner Meinung nach gute Handschuhe? Sowohl bei den Snowboard- als auch bei den Radhandschuhen?
Es gibt ein spezielles Leder, das doppelt so lange hält wie alles andere. Diese besonders robuste Ledervariante ist weicher und deshalb widerstandsfähiger. Wir sind aber immer noch auf der Suche nach dem völlig unzerstörbaren Handschuh. In unserer Sportart ist das für Profis aber so gut wie unmöglich, da wir jeden Tag hunderte Male die Hände im Schnee haben. Aber wir haben die Rennhandschuhe schon auf ein sehr hohes Niveau entwickelt.

Benjamin Karl im Jänner 2011 als Doppelweltcupsieger mit seinem Markenzeichen – den goldenen Handschuhen.
Ultracycling & Sommertraining: 1281 km auf dem Rennrad
Du hast 1.281 km in 101 Stunden im Monaco-di-Baviera-Classic absolviert – wie verda*** nochmal bist du darauf nur gekommen? Wie wirkt sich dein Ultracycling‑Training im Sommer auf deine Snowboardperformance im Winter aus? War das eine deiner härtesten Challenges?
Mein 66-jähriger Freund, der solche fanatischen Rennen fährt, hat mir schon vor zwei Jahren davon erzählt - ich hatte keinen Kopf, da ging es um den Gesamtweltcup. Aber das Thema hat unterbewusst bei mir angefangen zu arbeiten. Die Anmeldung findet im Dezember statt, das ist wie bei einem Drop - man sitzt am Computer und muss sich sofort anmelden. Ich war da in China und er hat mich angemeldet. Dann war für mich extrem viel Vorbereitung nötig. Nicht nur physisches Training - es ging auch um Material wie zum Beispiel das richtige Licht – und natürlich um die richtige Taktik. Ich hab sozusagen in wenigen Wochen ein Studium für Ultracycling autodidaktisch absolviert. Podcasts, Bücher - ich habe alles zu diesem Thema konsumiert und war dementsprechend gut vorbereitet. Ich werde nach meiner SB-Karriere eh Profi-Radfahrer 😊 und für meinen jetzigen Sport ist das ein extrem gutes Training.
MTB vs. Rennrad
Du bist am Rennrad, wie bei der Challenge Monaco-di-Baviera-Classic, genauso zu Hause wie am MTB – schließlich hast du diese Disziplin schon unzählige Male erfolgreich beim Dolomitenmann absolviert. Wirst du MTB oder Rennradl-Profi?
Also – ich werde Rennradfahrer.
Rennradhandschuhe: Tipps & Erfahrungen
Was ist dein persönliches Must-have beim „Radl-Handschuh“? Und welche Eigenschaften würdest du als Key-Features für andere begeisterte Radler empfehlen? Jetzt hattest du ja den Race Pro an, wie war das Feeling für über 1000 Kilometer?
Mir gefällt beim Rennradhandschuh Race Pro extrem gut, dass er keine Verschlüsse und keine Aufsätze hat. Der elastische Bund ist alles, was ich brauche. Außerdem hat der Radlhandschuh genau das richtige Maß an Dämpfung und robustes Leder auf der Innenhand, - viel mehr braucht es nicht bei einem Radhandschuh.